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Achter Familienbericht
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Datum: 19.03.2012
Format: pdf
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Sprache: DE
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Beschreibung
Am 14. März 2012 hat das Bundeskabinett den Achten Familienbericht zum Thema "Zeit für Familie. Familienzeitpolitk als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik" beschlossen und dem Bundestag vorgelegt. Die Bundesregierung plant, Zeitpolitik als eigenständiges Politikfeld zu gestalten. Die Sachverständigenkommission zum Achten Familienbericht hat vier zentrale Handlungsfelder herausgearbeitet mit dem Ziel, die notwendigen zeitlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen.
Auszug des Inhalts (unformatiert)
[...] Die Kommission hat darüber hinaus an verschiedenen fachpolitischen Veranstaltungen mitgewirkt sowie spezifische Fachgespräche durchgeführt. Die Bundesregierung dankt der Kommission für ihre engagierte Arbeit und ihren wissenschaftlich fundierten und gesellschaftspolitisch richtungsweisenden Bericht.
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II. Familienzeitpolitik als eigenständiges Politikfeld im Rahmen einer wirkungsvollen Familienpolitik
Der Bericht stellt die Bedeutung von Zeitpolitik für Familien heraus. Sie ist als eigenständiges Feld wirkungsvoller Familienpolitik zu gestalten, die auf die materielle Sicherung von Familien, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Karriere und auf gute Förderung von Kindern zielt. Zeit ist - so belegen der Bericht wie auch vorhergehende Studien - ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit von Familien. Die Bundesregierung sieht sich in den Weichenstellungen der Familienpolitik bestätigt: Neben der Neuausrichtung von Geldleistungen und der Schwerpunktsetzung auf den Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur muss der geforderte Dreiklang in der Familienpolitik durch Handlungskonzepte für eine familienfreundliche Zeitpolitik ausgefüllt werden. Es ist Verdienst dieses Berichtes, die vielfältigen Veränderungen der zeitlichen
Rahmenbedingungen für Familien und in Familien in übergreifende gesamtgesellschaftliche, ökonomische wie demografische Entwicklungsprozesse und -erfordernisse eingeordnet zu haben. Die Bundesregierung teilt die Auffassung der Sachverständigenkommission, Zeitpolitik als Teil von Gesellschaftspolitik generell zu verstehen. Der Wohlstand einer Gesellschaft ist heute nicht allein in den Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt zu messen. Wohlstandsmessungen neuen Typs umfassen neben materiellem Wohlstand auch die Dimensionen Gesundheit, Bildung, Zugang zu Ressourcen und Teilhabe. Der Zugang zur Ressource Zeit wird zu einem Indikator von Wohlstand der modernen Gesellschaft und der Lebensqualität von Familien. In Deutschland gibt es einen vergleichbar hohen Zeitwohlstand, denn Zeit ist nicht per se knapp. Wie der Bericht anhand der steigenden Lebenserwartung und der im internationalen Vergleich verringerten durchschnittlichen Wochen- und Jahresarbeitszeiten darlegt, gibt es in Deutschland keinen generellen Zeitmangel. Doch schon bei der Entscheidung für Kinder und umso mehr im Zusammenleben von Familien entstehen neue Herausforderungen durch neue Rollen von Frauen und Männern und neue Zeitstrukturen Rahmen gebender Taktgeber. Zeitknappheit und Zeitkonflikte sind für Familien insbesondere in bestimmten Lebensphasen und Familienkonstellationen entscheidend. Der Zeitwohlstand von Familien ist deshalb sehr unterschiedlich und hat sowohl auf die Lebensqualität als auch auf die Zufriedenheit von Familien einen erheblichen Einfluss.
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Die Bundesregierung stimmt dem Bericht zu, dass durch die steigende Erwerbstätigkeit von Müttern die Gestaltung zeitlicher Rahmenbedingungen zu einer zentralen Herausforderung für Mütter und Väter geworden ist. Der Bericht zeigt ? auch in der Zusammenschau maßgeblicher empirischer Daten (2. Kapitel) ? Zeitkonflikte auf, die sich im unzureichenden Umfang, in mangelnder Qualität von Zeit, in unzureichender Kontrolle über Zeit sowie in schlechter Passung von Zeitstrukturen in der Lebenswirklichkeit von Familien manifestieren. Die Hauptlast des häuslichen Vereinbarkeits- und Zeitmanagements tragen in der Regel die Mütter. Die Bundesregierung teilt die Auffassung der Kommission, dass Zeitkonflikte von Familien erhebliche gesellschaftliche und gesamtwirtschaftliche Konsequenzen haben. Die Auflösung dieser Zeitkonflikte ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Bericht lässt die Analyse spezifischer Zeitkonflikte unterschiedlicher Familienformen und Familienkonstellationen und deren mögliche Änderungen im Lebensverlauf offen. Besondere Zeitbedingungen von Familien, in denen Mütter mit und ohne Partner den wesentlichen Beitrag zum Haushaltseinkommen leisten, werden kaum thematisiert Die Situation von Migrantenfamilien wurde nicht ins Blickfeld gerückt. Für die Gestaltung von Zeitpolitik werden die bestehende Vielfalt und die möglichen wechselnden Familienkonstellationen in der Lebensverlaufsperspektive stärker zu berücksichtigen sein. Die Kommission hat - gemäß dem Auftrag - eine Lebenslaufperspektive von Familien gewählt. Damit sind wichtige Fragestellungen in den Blick gerückt: Welche zeitlichen Rahmenbedingungen brauchen Eltern mit Kindern in Abhängigkeit von deren Alter, welche zeitlichen Ressourcen haben ältere Menschen für Fürsorge, welche zeitlichen Ressourcen benötigen andererseits Fürsorge und Pflege der älteren Menschen in Familien. Diese Perspektive ist unabdingbar für die Gestaltung passgenauer Rahmenbedingungen, damit Familien ihre unterschiedlichen Fürsorgeleitungen erbringen können. Die Bundesregierung hält es für besonders verdienstvoll, dass die Kommission auch der Frage nach dem Einfluss des Faktors Zeit auf die Entscheidung für Kinder nachgegangen ist. Es wurde ein methodisch innovatives Erhebungsdesign gewählt, das Antworten auf die Fragen nach subjektiv empfundenem Zeitstress und Zeitkonflikten sowie nach zeitbezogenen Einflussfaktoren für Fertilität findet. Die daraus gewonnenen Ergebnisse zeigen auf, dass Zeit für kinderlose Paare ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für oder gegen Kinder ist. Die subjektive Wahrnehmung von Zeitstress und Zeitkonflikten ist dabei bedeutsamer als die objektiv vorhandenen Zeitbudgets. Der Bericht verdeutlicht zudem die nach wie vor erheblichen Unterschiede von Frauen und Männern sowohl in den Vorstellungen darüber, was Kinder für die eigene Zeitgestaltung bedeuten, als auch in der Wahl möglicher Lösungsoptionen. Familienbedingt unterbrechen bzw. verkürzen vorwiegend Frauen ihre Erwerbstätigkeit, was in der Folge häufig zur
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Rückkehr zu traditionellen Rollenverteilungen führt, wie dies auch der Erste Gleichstellungsbericht belegt. Die Bundesregierung folgt der Schlussfolgerung der Kommission, dass Zeit und besonders die subjektive Zeitwahrnehmung eine wichtige Rolle für die Entscheidung für Kinder spielt. Die Kommission verdeutlicht, dass besonders Flexibilität in der Zeitverwendung und flexible Arbeitszeiten eine hohe Bedeutung für eine Entscheidung für Kinder zukommen. Die Bundesregierung sieht sich in ihren Bemühungen bestätigt, besonders durch die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Entscheidung für Kinder und neue Lebensmodelle zu unterstützen. Die Bundesregierung stimmt mit der Kommission darin überein, dass es vorrangig nicht nur um mehr Zeit gehen kann. Die Erhöhung der Zeitsouveränität für Familien, eine bessere Synchronisation von Zeitstrukturen aller relevanten Institutionen, die Umverteilung von Zeit im Lebenslauf, zwischen Geschlechtern und Generationen und durch die Inanspruchnahme familienexterner Dienstleistungen sowie die Verbesserung von Zeitkompetenz (der Familien) sind die zentralen von der Kommission herausgearbeiteten Handlungsfelder und Ziele von Familienzeitpolitik, die für die Bundesregierung handlungsleitend sind. Die Bundesregierung will den Zeitwohlstand und die Zeitsouveränität von Familien erhöhen und dazu beitragen, die Zeittaktungen der Institutionen besser zu synchronisieren. Dabei ist auch die Zuständigkeits- und Zeitverteilung zwischen den Geschlechtern in den Blick zu nehmen. Auch wenn alte Rollenmuster zunehmend aufbrechen, tragen Frauen hauptsächlich die Verantwortung für das häusliche Vereinbarkeitsmanagement und verändern ihre Erwerbsbeteiligung, indem sie ihre Erwerbstätigkeit zunächst unterbrechen und dann nur in reduziertem Ausmaß wieder aufnehmen. Männer orientieren sich auf die - für die Familie wichtige - Berufskarriere, während Frauen Zeit für Familie wählen, was in der Regel zum dauerhaften Abbruch ihrer beruflichen Karrieren führt. Zeitpolitik muss hier Alternativen ermöglichen.
III. Zeitsouveränität für Familien durch Geld- und Infrastrukturleistungen
Mehr Zeitsouveränität durch das Elterngeld Das Elterngeld schafft Müttern und Vätern nach der Geburt einen Schonraum mit ihrem Kind und ist zu einer unverzichtbaren Unter-stützung für junge Familien geworden. Es ist damit eine tragende Säule moderner Familienpolitik. Der Bericht verweist zu Recht darauf, dass das Elterngeld Müttern Anreize dafür setzt, lange Phasen der Erwerbsunterbrechung zu vermeiden und
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so die Rückkehr in das Erwerbsleben zu fördern. Das entspricht den Wünschen [...]
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Kategorie: Familienpolitik (206), Familie-Leben-Zeit (257)
Schlagworte: Elterngeld (27), Familienbericht (5), Familienpolitik (65), Familienzeit (1), Flexibilität (12), Vereinbarkeit (27)